Möge der Wachs Statuen
 aus Grün bilden, möge der Honig auf unendliche Zungen
  tropfen, möge der Ozean eine Wabe sein, die Erde ein Turm und  ein
Blumenkleid, möge die Welt  eine Kaskade, eine Haarpracht,
und unendliches Bienenreich sein.

Pablo Neruda aus "Ode an die Biene" 

 


Bienen, Honig und Poesie

Zu allen Zeiten haben die Bienen und ihren Honig Dichter und Künstler inspiriiert.
Hier möchte ich  einige Zeugnise dieser Inspiration zeigen.
Ich würde gerne noch mehr Gedichte von bekannten Dichtern verschiedener Länder hier veröffentlichen.
Sendet Sie sie an: info@bee-hexagon.com . Danke

 

Die alten Veden
geschrieben ca 1000-1500 vuZ, sind die ersten bekannten Schriften, mit Gedichten über den Honig

 

Rig Veda 1:90:6-8

Möge jeder blasender Wind Honig tropfen
Mögen die Flüsse und die Bäche Honig neu erschaffen
Möge unsere ganze Medizin sich in Honig verwandeln
Mögen Sonnenaufgang und Abend voll Honig sein
Mögen alle dunklen Stoffe sich in Honig verwandeln
Möge unser Ernährer, der himmlische Vater, voll Honig sein
Mögen die Bäume voll Honig sein
Möge die Sonne Honig sein
Mögen unsere Kühe Honig geben.

Bhramari Devi, Die Bienengötin

Die alten Griechen
hielten Bienen und schätzten den Honig. In vielen griechischen Dichtungen sind Bienen und Honig erwähnt.
Am berühmtesten ist das Gedicht "Eros und die Bienen". Es wurde ursprünglich dem Dichter Anakreon, 570 BC-488 BC, zugeschrieben. Es stellte sich jedoch heraus, dass es wahrscheinlich vom späteren Werk anderer Dichter, das Anakreontea stammt.

 Eros, von Biene gestochen,

als er an Rose gerochen

lief weinend in Venus' Arme:

Mutter, ich sterbe, erbarme,

eine fliegende Schlange biss mich

schmerzlich an der Wange!

Erst tröstet Venus ihren Sohn

und spricht dann zu ihm mit Hohn:

der kleinen Mücke leichter Stich

hat grosse Macht auf dich,

doch viel, viel grösser ist der Schmerz

deiner Pfeile ins Menschen Herz!

    Eros, Venus und die Bienen:Bild: A. Dürer, 1514; Gedicht: Anakreon, 500 J vor Chr.

Die alten Römer

setzten die Tradition der Griechen fort und ehrten hoch die Bienen und ihren Honig. 

Der römische Dichter Virgil (19 -70 v.Chr.) schrieb ein Lob der Bienen im vierten Kapitel seines Epos Georgica das online publziert ist,siehe gutenberg.spiegel.de

 

Mancher, von solchem Beweise

geführt und solcherlei Proben,
Lehrete, daß in den Bienen

ein Teil des göttlichen Geistes
Wohn' und ätherischer Hauch.

Denn die Gottheit gehe durch alle
Lande sowohl, als Räume des Meers und Tiefen des Himmels:
Schafe daher und Rinder, der Mensch und des Wildes Geschlechter,
Jedes bei seiner Geburt

entschöpf' ihr zarte Belebung.

Vergil, Georgica, 70 J. vor Chr.

 

William Shakespeare
(1664-1616) hat in seinen Wirken die Wörter Biene und Honig je 12 Mal und 47 Mal erwähnt.
Berühmt ist die Rede von Bischof von Canterburry in Heinirch der V, Akt 1, Sz.1

 

So tun die Honigbienen, Kreaturen,
Die durch die Regel der Natur uns lehren
Zur Ordnung fügen ein bevölkert Reich.
Sie haben einen König und Beamte
Von unterschiednem Rang, wovon die einen
Wie Obrigkeiten, Zucht zu Hause halten,
Wie Kaufleut andre auswärts Handel treiben,
Noch andre, wie Soldaten, mit den Stacheln
Bewehrt, die samtnen Sommerknospen plündern
Und dann den Raub mit lustgem Marsch nach Haus
Zum Hauptgezelte ihres Kaisers bringen.

Bienenkönigin                       Shakespeare:Heinirch der V, Akt 1

 

Johann Wolfgang von Goethe

(1749-1832) schrieb ein kleines Gedicht über die Biene

 

 

Ein Blumenglöcklein vom Boden hervor

 war fröhlich gesprossen im lieblichen Flor.

 Da kam ein Bienlein und naschte fein -

 die müssen wohl beide füreinander sein

 

Gotthold Ephraim Lessing

(1727-1781)  ein bekannter Deutscher Dicher schrieb

Die Biene

 

Als Amor in den goldnen Zeiten

Verliebt in Schäferlustbarkeiten
Auf bunten Blumenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den Göttern
Ein Bienchen, das in Rosenblättern,
Wo es sonst Honig holte, schlief.
Durch diesen Stich ward Amor klüger.
Der unerschöpfliche Betrüger
Sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen;
Und kam ein Mädchen sie zu holen,
Flog er als Bien heraus, und stach.
Moments and Thoughts - Von Amor und der Biene....💝 🖋️

Clemens Brentano

(1778-1842) ein bekannter Deutscher Dichter schrieb

 

Die Lilie blüht

 

ich bin die fromme Biene,
die in der Blätter keuschen Busen sinkt.
Und süßen Tau und milden Honig trinkt,
doch lebt ihr Glanz, und bleibet ewig grüne
so ist dann selig mein Gemüt,
weil meine Lilie blüht!

Pin auf Pflanzen & Blüten

Federico Garcia Lorca
(1898-1936) schrieb das wunderschöne Gedicht Canto del Miel,

 

Lied des Honigs

 

Honig ist das Wort Christi, das geschmolzene Gold seiner Liebe.

 Das Jenseits des Nektars, die Mumie des Paradieslichtes.

 

Der Bienenstock ist ein keuscher Stern, Bernsteinquelle die den Rhythmus

 Der Bienen nährt. Brust zitternd in Aromen und Summen.

 

 Honig ist das Liebesepos, Materialisierung des Unendlichen.

Seele des kondensierten schmerzerfüllten Blutes der Blumen.

 

 (So ist Honig das Gedicht des Menschen, das aus der schmerzerfüllten Brust fliesst,

 aus der Wabe mit dem Gedächtniswachs, geformt von der intimen Biene)

 

 Honig ist der ferne Rückzug des Hirten, der Schalmai des Olivenbaumes.

 Schwester von Milch und Eichel, höchste Königinnen des goldenen Jahrhunderts.

 

Honig ist wie die Morgensonne mit der Grazie des Sommers

 Und mit der Frische des Herbstes. Es ist das verwelkte Blatt, das Korn.

 

 Oh göttlicher Likör der Demut heiter wie ein ursprüngliches Gedicht!

 

 Die Fleisch gewordene Harmonie bist du, die inspirierte Substanz der Lyrik

 In dir schläft die Melancholie, das Geheimnis des Kusses und des Schreis.

 

 Süssester. Süsser! Das ist dein Adjektiv. Süss wie der Bauch der Frauen.

 Süss wie die Augen der Kinder. Süss wie die Schatten der Nacht

 

Süss wie eine Stimme. Oder wie eine Lilie.

 

 Für den der Schmerz und Lyra trägt bist du die Sonne, die auf dem Pfad scheint.

 Du gleichst allen Schönheiten, den Farben, dem Licht, den Tönen.

 

 Oh! göttlicher Likör der Hoffnung mit der Vollkommenheit des Gleichgewichts,

 Von Seele und Materie im heiligen Brot, Körper und Licht Christi.

 

Oh Likör der höchsten Seele aller Blumen, deren Seelen du vereinigt hast

Wer dich kostet weiss nicht, dass er die Goldsubstanz der Lyrik schluckt.

Antonio Machado
(1875-1939) ist ein anderer bekannter spanischer Dichter, hier ein Ausschnitt seines Gedichtes

"Die letzte Nacht"

 

 

Letzte Nacht, als ich schlief,
träumte ich --
einen wunderschönen Irrtum!—
dass ich einen Bienenstock
im Herzen hatte
Und die goldenen Bienen
machten weisse Waben
und süssen Honig
aus meinen alten Fehlern.

Khalil Gibran
(1883-1931) ein libanesicher Dichter der in den USA lebte, schrieb in seinem Gedichtssammlung "Der Prophet" einen Abschnitt über die Bienen und ihren Honig im Gedicht

Vom Vergnügen

Und nun fragt ihr in eurem Herzen: "Wie sollen wir das Gute am Vergnügen
von dem unterscheiden, was nicht gut ist?"

Geht auf eure Felder und in eure Gärten, und ihr werdet lernen,
dass es der Biene ein Vergnügen ist, Honig aus der Blume zu sammeln,

Aber es ist auch der Blume ein Vergnügen, ihren Honig der Biene zu geben.

Denn der Biene ist die Blume ein Quell des Lebens,
Und der Blume ist die Biene ein Bote der Liebe,

Und beiden, Biene und Blume, ist es Bedürfnis und Verzückung,
Vergnügen zu geben und zu nehmen.

Leute von Orphalese, seid in euren Vergnügungen wie die Blumen und die Bienen.

Wilhelm Busch
(1832-1908) schrieb "Schnurrdiburr oder die Bienen", ein Poem mit Bildern, hier ein Auschnitt davon

 

 

 

 

Hans Dralle, der noch immer schlief,
Als ihn Eugen so heftig rief,
Erwacht aus seinem sanften Traum –
Da hängt der Schwarm im Apfelbaum

A. Milne
(1882-1956) schuff das Kinderbuch Puh der Bär 1920 für seinen Sohn Christopher Robin.  Puh liebt vor allem den Honig, aber leider gibt es die Bienen...

 

Was es doch
nicht alles gibt
Seht wie Pu
den Honig liebt.
Sum
Sum
Sum
Ich wüsste gern
warum?

Die Biene Maja
ist ein Werk von Waldemar Bonsels, 1881-1952, Im ersten Kapitel singt Maja:

 

Alles steht in gold und grün
warm und sommerlich.
Nur solang die Rosen blühn,
ist es schön für mich.

Meine Heimat weiß ich nicht,
köstlich ist mir dies:
daß ich so im Rosenlicht
meinen Tag genieß’.

Wenig weiß ich von der Welt,
wo ich glücklich bin.
Wenn die Rose welkt und fällt,
muß auch ich dahin.